Rückblick Aktienmarkt 2023 – was sind Marktprognosen wert?

Rückblick Aktienmarkt 2023 – was sind Marktprognosen wert?

Zukunftsprognosen sind auch im Finanzmarkt sehr beliebt. Sie sind aber ein notorisch schwieriges Geschäft, denn es wird als Basis aktuell vorhandenes Wissen verwendet, welches in die Zukunft projiziert wird.

Mitte des 19. Jahrhunderts blickten Stadtplaner in New York sorgenvoll in die Zukunft. Immer mehr Menschen lebten in der Stadt und immer mehr von ihnen nutzten Pferde als Transportmittel. Wenn das so weiter ginge, so die Befürchtung, würde die Stadt bald in Pferdemist versinken. So weit kam es nicht; die Erfindung des Autos löste das Problem. Einige Jahrzehnte später blicken Stadtplaner wieder sorgenvoll auf die zunehmende Zahl an Autos, die zahlreiche Probleme auslösen – Parkplatzknappheit, volle Straßen und natürlich Umweltverschmutzung.

Im Hinblick auf den Finanzmarkt war auch 2023 ein Jahr, das sich einfach nicht an Aktienmarkt-Prognosen halten wollte. Nachdem die US-Zentralbank zur Eindämmung der Inflation die Zinsen mehrfach angehoben hatte, erwarteten zahlreiche Beobachter eine Rezession. Doch die US-Wirtschaft wuchs weiter, die Inflation ging zurück und die US-Notenbank verzichtete gegen Ende des Jahres auf weitere Zinserhöhungen. Trotz Rückschlägen beendete der US-Aktienmarkt das Jahr mit Gewinnen. Zahlreiche Ökonomen, die eine Rezession vorausgesagt hatten, haben ihre Prognosen inzwischen korrigiert – was deutlich macht, dass Anleger sich nicht auf Marktvorhersagen verlassen sollten.

Viele Beobachter hatten zu Jahresbeginn schwache Aktienrenditen erwartet, stattdessen setzte sich der steigende Aktienmarkt (Bullenmarkt) des Vorjahres auch 2023 fort. Der Index der größten 500 Unternehmen der USA (S&P 500) warf eine Gesamtrendite von 22,0 % ab und auch andere Aktienmärkte konnten sich von dem schwächsten Jahr seit der Finanzkrise erholen: Der MSCI All Country World Index trotzte der angespannten geopolitischen Lage, die durch den anhaltenden Krieg in der Ukraine und Kampfhandlungen im Nahen Osten geprägt war und stieg um 18,1 % (Abbildung 1). Die Aktien entwickelter Märkte ohne die USA lagen mit 13,9 %, der MSCI Europe sogar mit 15,8 % im Plus; in den Schwellenmärkten fielen die Gewinne mit 6,1 % bescheidener aus.

Staatsanleihen konnten im Jahr 2023 die Verluste vom Vorjahr – die höchsten seit Jahrzehnten – zum Teil ausgleichen. Dennoch war für Anleger 2023 alles andere als einfach. Trotz steigender Anleihekurse lag die Effektivverzinsung (die bei steigenden Kursen sinkt) weitgehend über dem Niveau der vergangenen zehn Jahre. Im Oktober erreichte die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen zum ersten Mal seit 2007 knapp die Marke von 5 %, sank jedoch bis Jahresende wieder unter 4 %. Die Inversion der Zinsstrukturkurve hielt das ganze Jahr über an, Anleihen mit dreimonatiger Laufzeit warfen konstant höhere Renditen ab als zehnjährige. Eine invertierte Zinskurve gilt vielen als Vorbote einer Rezession oder eines Abschwungs am Aktienmarkt. Daten aus den USA und anderen großen Volkswirtschaften zeigen jedoch, dass invertierte Zinskurven kein verlässlicher Indikator für Aktienkursrückgänge sind und eine Rezession wurde im vergangenen Jahr in den USA ebenfalls nicht verkündet.

2024 – ein Ausblick
Die robuste Konjunktur in den USA und in anderen Märkten stützt die Prognosen für die Weltwirtschaft; dennoch hat das abgelaufene Jahr gezeigt, warum sich Anleger immer auf Unsicherheit einstellen sollten. Zu den zahlreichen Faktoren, die die Marktentwicklung in diesem Jahr beeinflussen können, gehören neben den Kriegen in Europa und im Nahen Osten unter anderem die Zinspolitik der Zentralbanken. Auch die Präsidentschaftswahlen in den USA dürften die Aufmerksamkeit der Märkte auf sich ziehen. Allerdings ist die Frage, welche Partei das Rennen um das Weiße Haus gewinnt, nur einer von vielen Faktoren, die in die Preise einfließen. Meistens steigen die Aktienkurse – egal, wer Präsident ist. Wenn man bedenkt, wie schwierig (und vielleicht auch sinnlos) Vorhersagen in diesem wie in jedem anderen Jahr sind, hat die Aussicht auf potenziell steigende Kurse hoffentlich etwas Beruhigendes.

AUF EINEN BLICK

  • Nach erheblichen Verlusten im Jahr 2022 stiegen die Kurse an den Aktien- und den Anleihemärkten im vergangenen Jahr wieder deutlich an.
  • In den USA führten Wachstums-Aktien dank Kursgewinnen im Technologiesektor das Feld an, doch außerhalb der USA waren Aktien unterbewerteter Unternehmen die Gewinner.
  • Die robuste Konjunktur in den USA und in anderen Märkten stützt die Prognosen für die Weltwirtschaft. Um sich nicht auf Unsicherheit einstellen zu müssen ist ein weltweit diversifiziertes Portfolio die erste Wahl!

 

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Alexander Siegrist

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Dieser Beitrag wurde am 18.03.2024 veröffentlicht von:
Alexander Siegrist

aus Durmersheim

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