13. December 2011 von WhoFinance | Allgemein
Europas Politiker können nicht überzeugen
Von Herbert Walter
Die Botschaft war deutlich, sie wird nur nicht geglaubt. Die Ergebnisse des Krisengipfels der Europäischen Union am Freitag konnten die Märkte nur kurzfristig überzeugen. Nach einem Kursplus am Freitag stürzten DAX, EuroSTOXX und Dow Jones am nächsten Handelstag ab. Dabei hatten 26 von 27 Staaten der EU sich zu Schuldenbremse und Fiskalunion bekannt. Die Kernbotschaft der Politiker: Wir werden uns ändern. Die Zeit des ungebremsten Schuldenmachens ist vorbei. Nur Großbritannien steht abseits. Das ist bedauerlich. Aber eine Katastrophe ist es nicht. Schließlich haben alle Mitglieder der Eurozone und neun weitere Saaten den neuen, strengeren Regeln zugestimmt, auch wenn drei erst noch ihre Parlamente befragen müssen. Außerdem wurde vereinbart, den dauerhaften Rettungsschirm ESM ein Jahr früher als geplant starten zu lassen. Positiv ist auch, dass die EU im Falle einer Staatspleite auf die Beteiligung des privaten Sektors verzichten wird.
Die Unsicherheit auf den Märkten wird zunächst trotz des Gipfeltreffens bleiben. Schließlich ist von der Fiskalunion nichts umgesetzt. Die Schulden der Staaten wachsen immer noch weiter. Das verloren gegangene Vertrauen in den Euro kann nicht über Nacht zurückkehren. Die Staaten Europas haben auf dem Gipfel viel versprochen. Jetzt müssen sie liefern. Und es wird nicht genügen, die Schuldenbremse in den Verfassungen der Länder zu verankern. Erst wenn die Märkte sehen, dass die Staaten wirklich Schluss machen mit immer neuen Schulden, kann neues Vertrauen entstehen.
Sollen Finanzberater ihren Kunden jetzt wieder verstärkt Anlagen in der Eurozone empfehlen? Die Antwort auf diese Frage kann nur lauten: Vorsicht ist nach wie vor angebracht. Anleger sollten bei europäischen Staatsanleihen weiter auf der Hut sein. Sachwerte, also Immobilien und auch ausgesuchte Aktien, sind sicherlich zurzeit vorzuziehen. Gute Unternehmensanleihen können dem Portfolio ebenso beigemischt werden. Insgesamt sollten Anleger jedoch ihr Pulver noch trocken halten. Der Nebel der Krise hat sich noch nicht verzogen. Denn zum politischen Willen, die Neuverschuldung in Europa dauerhaft zu senken, muss aber noch mehr kommen. Sparen ist wichtig und richtig. Die Politiker dürfen dabei aber nicht vergessen, Wachstumsimpulse zu setzen. Nur beides zusammen wird Europa langfristig aus der Krise führen.