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Apr 30

30. April 2013 von Dr. Herbert Walter | Geldanlage

Garantie ohne Wert?

Nach der chaotischen Zypern-Rettung werden Politiker nicht müde, uns darauf hinzuweisen, dass die Masse der Sparguthaben durch die 100 000-Euro-Garantie im Falle einer Bankpleite vor dem Zugriff des Insolvenzverwalters gesichert sei. Wie Sie ja sicherlich gelesen haben, waren Abschläge bei Kundeneinlagen zypriotischer Banken mit einem Guthaben von mehr als 100 000 Euro Teil des Rettungspakets.

 

Was ich mich nur frage: Gilt diese Garantie wirklich und in jedem Fall?

 

Was wäre denn, wenn die „reicheren“ Sparer bei verschiedenen Banken so viele Konten einrichten, dass bei keiner einzelnen Bank mehr als 100 000 Euro Guthaben liegen? Ein solches Vorgehen ist im Grunde schon keine Spekulation mehr, sondern das wird insbesondere in angelsächsischen Ländern schon häufig gemacht.

 

Was aber wären die Folgen? Einerseits wären diese Bankeinlagen vor dem Zugriff des Staates geschützt, weil beim so genannten „Haircut“, also dem erzwungenen Vermögensverzicht, ja nicht das persönliche Gesamtvermögen eines Bankgläubigers zählt, sondern nur die Einlagensumme pro Institut.

 

Was wäre denn, wenn ein großes Land wie Italien zu einem Problemfall à la Zypern würde? Wenn dort auch Kundeneinlagen zur Rettung vor einem Finanzkollaps herangezogen werden sollen, aber Bankeinlagen von mehr als 100 000 Euro Seltenheitswert haben, was dann? Würde die Politik dann womöglich von der Beteiligung der Kundeneinlagen an den Rettungsbeiträgen wieder abrücken oder würde dann die Beteiligungsgrenze einfach reduziert werden – etwa auf 50 000 Euro?

 

Dabei muss man beachten, dass in der Eurozone über die künftigen Abwicklungsmodalitäten für Kreditinstitute faktisch noch nichts rechtsgültig entschieden ist. Es wäre jedenfalls bemerkenswert, wenn die Politik sich da nicht noch ein Hintertürchen offenhalten wird.

 

Ich meine, auf derartige Spekulationen sollten Sie sich auf keinen Fall einlassen, sondern selbst auf Nummer sicher gehen. Das ist zwar etwas mühsam, aber vielleicht haben Sie ja einen Finanzberater ihres Vertrauens, mit dem Sie darüber reden können.

 

 

 

Dr. Herbert Walter, 60, führte von 2003 bis 2009 die Dresdner Bank und war Mitglied im Allianzvorstand. Vorher arbeitete er 20 Jahre für die Deutsche Bank, zuletzt war er dort weltweit für Privat- und Geschäftskunden verantwortlich. Heute ist Walter als selbständiger Berater und Aufsichtsrat tätig. Unternehmerisch engagiert er sich beim Finanz- & Beraterportal WhoFinance.de.

 

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