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May 06

06. May 2013 von Dr. Herbert Walter | Geldanlage

Gefährliche Renditejagd

Über die extrem niedrigen Zinsen freuen sich Bauherren und andere Kreditnehmer, für Sparer sind sie ein Graus. Man muss schon sehr viel Glück haben, um in Deutschland ein Angebot zu finden, mit dem wenigstens der Verlust durch die Inflation ausgeglichen wird. Von einem Realzins können diese Glücklichen allerdings auch nur träumen.

 

Von daher verwundert es natürlich wenig, wenn Sparer im Ausland auf Renditejagd gehen. Dort werden zum Teil deutlich höhere Zinsen geboten, sogar für Bankeinlagen ohne Wechselkursrisiko, weil sie auf den Euro lauten.

 

Für „Zinsmaximierer“ scheint da das vielfältige Angebot im Internet ein gefundenes Fressen zu sein. Doch Vorsicht, eines sollte der globale Sparer nicht vergessen: Bei einer Geldanlage im Ausland, sogar auch bei einer simplen Bankeinlage, kann das Risiko deutlich höher sein als bei einem vergleichbaren inländischen Produkt. Es dürfte sich allemal lohnen, dieses Thema einmal mit einem fachkundigen Berater zu diskutieren.

 

Wenn es um die Sicherheit einer Anlage im Ausland geht, ist es absolut notwendig, sich vorher ausführlich darüber zu informieren und auch darüber nachzudenken, ob man denn ausreichend rasch informiert wird und ebenso schnell reagieren kann, wie die Sparer vor Ort. Es ist nun mal so, dass der Letzte in der Informationskaskade im Allgemeinen auch der Dumme ist, weil besser Informierte ihre Schäfchen dann schon längst ins Trockene gebracht haben. Internet hin oder her, dieses Risiko steigt, je weiter man vom Ort des Geschehens entfernt ist.

 

Höchst bedenklich finde ich es zudem, wenn eine repräsentative Umfrage zu dem Ergebnis kommt, dass 85 Prozent der Befragten angaben, höhere Zinsen seien das allein entscheidende Kriterium für eine Wechsel zu einem anderen Institut. Fast jeder zweite war sogar bereit, für eine um 1,5 Prozentpunkte höhere Verzinsung erhebliche Abstriche beim Einlagenschutz hinzunehmen. Es scheint so, als hätten deutsche Sparer die teilweise bitteren Erfahrungen aus der Lehman-Pleite oder den Turbulenzen bei isländischen Banken schon wieder verdrängt.

 

Für einen mündigen Anleger spricht dieses Umfrage-Ergebnis aus meiner Sicht jedenfalls nicht. Eher sollte man daraus den Schluss ziehen, dass der Gesetzgeber mehr Transparenz über die speziellen Sicherheiten von Geldanlagen bei Banken herstellt und vor allem für Kleinsparer einen wasserdichten Anlegerschutz schafft.

 

 

 

Dr. Herbert Walter, 60, führte von 2003 bis 2009 die Dresdner Bank und war Mitglied im Allianzvorstand. Vorher arbeitete er 20 Jahre für die Deutsche Bank, zuletzt war er dort weltweit für Privat- und Geschäftskunden verantwortlich. Heute ist Walter als selbständiger Berater und Aufsichtsrat tätig. Unternehmerisch engagiert er sich beim Finanz- & Beraterportal WhoFinance.de.

 

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