News


Wie baue ich Vermögen auf? Wie gestalte ich meine private Altersvorsorge? In welche Aktien oder Investmentfonds soll ich investieren? Lohnt sich noch der Abschluss einer Lebensversicherung? Ist eine Baufinanzierung jetzt lohnenswert?

 

Die Beantwortung dieser Fragen fiel den meisten Profi-Anlegern und Anlageberatern vor Ausbruch der Finanzkrise noch einigermaßen leicht. Klar – auch damals konnte keiner in die Zukunft schauen. Und wer garantierte Traumrenditen von

10 oder mehr Prozent versprach, gehörte auch schon damals nicht ins seriöse Beraterfach.

 

Aber zumindest gab es immer ein paar goldene Regeln der Geldanlage, die in der „alten Welt“ ein gewisses Maß an Gültigkeit hatten.

 

Aktien? Ein paar Blue Chips, also Papiere großer Unternehmen kaufen, einfach schlafen legen – und nach 15 bis 20 Jahren wieder aufwachen.

 

Anleihen? Keine Traumrenditen, aber solider Zinseszinseffekt. Perfekt für ein ausbalanciertes Portfolio.

 

Investmentfonds? Klasse für alle, die sich nicht um die Auswahl von Aktien oder anderen Wertpapieren selbst kümmern wollen.

 

Immobilien? Eine kleine Eigentumswohnung als Kapitalanlage schadet nicht – zumindest, wenn man sich’s leisten kann.

 

Das Credo lautete: Am Ende kommt’s auf die Mischung an. Fertig. Schöne alte Welt …

 

In der neuen Welt aber, oder wie Profi-Investoren gerne sagen: im „New Normal“, fällt es selbst Investoren und Finanzberatern mit jahrzehntelanger Erfahrung schwer, solche Leitplanken für eine vernünftige Geldanlage zu entwickeln.

 

Eine neue, internationale Studie des französischen Vermögensverwalters Natixis Global Asset (NGAM) zeigt das ganze Dilemma, in dem wir alle stecken. 60 Prozent der deutschen Anlageberater halten es demzufolge für extrem schwierig, für ihre Kunden ein ausgewogenes Depot zu entwickeln und gleichzeitig Risiken und Schwankungen zu reduzieren. Bei ihren internationalen Kollegen empfindet das immerhin etwa die Hälfte.

 

Alle Berater sind deshalb auf der Suche nach neuen Methoden, um dieser Herausforderung zu begegnen. 69 Prozent von 1300 Beratern aus neun Ländern sagen laut NGAM-Umfrage: Wir sind gezwungen, unsere traditionellen Strategien hinsichtlich Streuung und Zusammensetzung eines Portfolios komplett zu überdenken. Vor einem Jahr sagten das lediglich 46 Prozent.

 

Fast alle Berater in Europa (80 Prozent) sprechen mit ihren Kunden mittlerweile über alternative Anlagestrategien, weichen also von früheren, lange als gültig erachteten Portfoliostrukturierungen ab. Dazu gehören beispielsweise Investments in Private Equity Fonds, Hedge Fonds oder Rohstoffe. Allerdings nutzen nur 25 Prozent diese Anlageformen regelmäßig.

 

Alarmierend ist die Studie hinsichtlich einer anderen Herausforderung, der sich Finanzberater über alle Landesgrenzen hinweg gegenübersehen: dem zunehmenden bürokratischen Aufwand.

 

Bis zu ein Drittel ihrer Arbeitszeit verwenden viele Berater, um regulatorische Vorgaben zu erfüllen und den administrativen Aufwand zu bewältigen. Viel Zeit für Kundenkontakte bleibt da nicht: In Deutschland wenden die Berater gerade einmal

13 Prozent ihrer Zeit für Gespräche mit Klienten auf und nur 6 Prozent für die Akquisition.

 

Diese Zahlen sind alarmierend. Das eigentliche Kerngeschäft kommt offenbar bei vielen Beratern viel zu kurz – letztlich auch zum Nachteil der Kunden. Denn die große Mehrheit von ihnen fühlt sich beim Thema Geldanlage unsicher und ist auf eine kompetente Finanzberatung angewiesen.

 

Beratern wie Kunden wird nichts anderes übrig bleiben, als sich auch intensiv mit alternativen Anlagemöglichkeiten auseinanderzusetzen, allerdings ohne auf klassische Investments zu verzichten. Die Lehre kann nur sein: In einer komplexeren Welt müssen auch Anlagestrategien komplexer werden.

 

Ohne kompetenten Rat und Hilfe wird es da für viele schwer.

Tags: , , , , , , ,