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3. August 2015 – Finanztest berichtet in seiner aktuellen Ausgabe über den Frust vieler Verbraucher über die Riester-Rente. WhoFinance hat dazu die Berliner Finanzberaterin Gabriela Keinert befragt. Sie bestätigt, dass nicht wenige Verbraucher Ärger haben, unter anderem wenn es darum geht, die staatliche Zulagen zur Riester-Rente auch wirklich zu bekommen. Bei WhoFinance gibt sie Tipps, wie man als Verbraucher Frust mit der Riester-Rente vermeiden kann.

WhoFinance: Frau Keinert, Finanztest berichtet aktuell über die Riester-Rente. Laut Redaktion gibt es eine Flut an Briefen und Mails, in denen Verbraucher ihrer Wut über die Riester-Rente Ausdruck verleihen. Die einen regen sich über schlechte Beratung auf, andere über Probleme mit der Zulagenstelle oder hohe Gebühren. Sie haben den Artikel gelesen. Wie stehen Sie zu dem Ärger, über den dort berichtet wird?

Gabriela Keinert: Aus meiner Praxis kann ich bestätigen, dass solche Fälle auftreten. Dabei sollte man berücksichtigen, dass es sich bei der Riester-Rente für alle Beteiligten um eine relativ neue Variante der staatlich geförderten privaten Vorsorge handelt. Gerade in den ersten Jahren wurden da auf allen Seiten sicher auch Fehler gemacht. Die hohen bürokratischen Hürden bei der Gewährung von Zulagen für die Riester-Rente tun dazu sicher ihr übriges. Man darf aber in diesem Zusammenhang auch nicht vergessen, dass hier mit unser aller Steuergeld gearbeitet wird und insofern ein sorgfältiger Prüfprozess notwendig ist.

Wie können Sie als Berater Ihren Kunden Ärger bei der Riester-Rente ersparen?

Viel Ärger lässt sich sicher vermeiden, wenn wir als Berater mit den Interessenten offen und transparent über die Vor- und Nachteile dieser Vorsorgeform sprechen und man den gesamten Prozess der Beantragung und Anpassung begleitet. Dazu empfiehlt sich ein jährlicher „Service-Termin“, indem dann z.B. auch geprüft wird, ob sich die Förderbedingungen (berufl. Status, Einkommen, Kinderzahl etc.) des Kunden geändert haben.

Was halten Sie als Berater von der Riester-Rente als Altersvorsorge?

Tatsächlich fällt es mir schwer, hier pauschal zu urteilen, da für mich die individuellen Wünsche und Vorstellungen meiner Mandantinnen und Mandanten im Vordergrund stehen. Fakt ist aber eines: Gerade in einer Niedrigzinsphase ist die geförderte Vorsorge ein großer Vorteil. Denn aus der Förderung ergibt sich schon eine Rendite, und zwar ohne Berücksichtigung der Anlagerendite aus der jeweiligen Kapitalanlage. Das wird immer wieder unterschätzt bzw. in manchen Medien teilweise auch falsch dargestellt.

Ist die Riester-Rente für jeden Arbeitnehmer geeignet? In welchen Fällen raten Sie von einer Riester-Rente ab?

Mal abgesehen davon, dass nicht jeder Arbeitnehmer auch zum Kreis der unmittelbar Förderberechtigten gehört (Berufsgruppen, die eine berufsständische Versorgungseinrichtung haben wie z.B. Ärzte erhalten keine Riester-Förderung) hängt die Entscheidung pro/ contra Riester-Rente natürlich ganz stark von den individuellen Wünschen und Vorstellungen ab. Kunden,  denen Flexibilität während der Anspar- und Verfügungsphase am wichtigsten ist, für die ist die Kombination aus ungefördertem Versicherungssparen und einem Fondssparplan sicher die bessere Lösung.

Im Rahmen der Beratung sollte es also nicht nur um die Ermittlung des besten Wirkungsgrades gehen, also das Verhältnis zwischen dem selbst eingezahlten Betrag aus dem Nettoeigenbeitrag und der späteren Rente nach Steuern. In der Beratung sollte es bei der Riester-Rente gerade auch um die häufig sehr individuellen Wünsche und Vorstellungen des Mandanten gehen. Das hilft, Enttäuschungen vorzubeugen.

Welche Sorgen und Nöte hören Sie von Ihren Kunden im Zusammenhang mit der Riester-Rente?

Da spiegelt sich vieles aus dem Beitrag von Finanztest auch in meiner Praxis wider. Regelmäßig werden von Verbrauchern teilweise Zulagen zurückgefordert, weil der Informationsfluss an einer entscheidenden Stelle unterbrochen war und insofern nicht alle relevanten Daten übermittelt wurden. Aber wenn man diesen Prozess als Berater bzw. Beraterin eng begleitet, lässt sich (fast) alles wieder heilen. Auch die häufig sehr reißerische Berichterstattung zum Thema Riester (Kosten, Dauer bis zur Amortisation etc.) verunsichert viele Kunden, selbst viele Jahre nach dem Abschluss. Ich bin insofern immer wieder konfrontiert mit Rückfragen zur Sinnhaftigkeit der Riester-Rente aber auch generell zur privaten Altersvorsorge.

Worauf muss man besonders achten, wenn man sich die staatlichen Zulagen sichern möchte?

Aus eigener Erfahrung kann ich nur empfehlen, die durch die Anbieter zur Verfügung gestellten Formulare der Dauerzulagenvollmacht  sehr gründlich auszufüllen und zusammen mit dem Antrag einzureichen. Bestimmte Personengruppen haben keinen unmittelbaren Anspruch auf Zulagen. Beamte müssen an die Einwilligungserklärung gegenüber ihrer Besoldungsstelle denken. Man muss auch jährlich prüfen, ob man den Anbieter über geänderte Förderbedingungen wie zum Beispiel Einkommen und Kinderzahl informieren sollte, um auch weiterhin die optimale Förderung zu erlangen.

Welche Alternativen schlagen Sie ihren Kunden zur Riester-Rente vor?

Man muss grundsätzlich berücksichtigen, dass die Riester-Rente lediglich die Lücke schließen soll, die die Rentenreform von 2001 in die gesetzliche Rente gerissen hat. Darüber hinaus besteht eine gravierende Versorgungslücke bei nahezu jedem Bundesbürger, der noch nicht in Rente ist. Insofern kann es bei der privaten Altersvorsorge nie nur darum gehen, sich für die eine oder andere Variante zu entscheiden. Die gesetzliche Rente wird finanziell weiterhin unter Druck bleiben, dazu kommt die uns noch eine lange Zeit begleitende Niedrigzinsphase. Neben ungeförderten, flexibleren Spar- und Investitionsformen ist die im Artikel angesprochene betriebliche Altersversorgung für viele Kunden deshalb sicher eine gute Ergänzung zur Riester-Rente. Für gutverdienende Angestellte und Freiberufler/ Selbständige ist die Basisrente eine Überlegung wert. Sie hat einen deutlich höheren Förderrahmen und unterliegt nicht den Anlagerestriktionen der Riester-Rente.

 

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