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Apr 15

15. April 2020 von Dr. Herbert Walter | Interview

“Wir werden die Krise mit vereinten Kräften meistern“

Von Dr. Herbert Walter, 15. April 2020

Je länger die Einschränkungen des öffentlichen Lebens anhalten, umso härter werde es die Wirtschaft treffen, sagt Thomas Rosenfeld, Vorstand der BW Bank. Aber er ist überzeugt, dass sich die leistungsstarken und innovativen Strukturen in Deutschland und speziell in Baden-Württemberg auszahlen werden.

 

Herr Rosenfeld, BW-Bank

 

Herr Rosenfeld, die Corona-Krise schränkt das öffentliche Leben nun schon seit mehreren Wochen ein. Was beschäftigt Selbständige und Kleinunternehmer gerade besonders?

Gerade die Inhaber kleiner und mittelgroßer Geschäfte und von Gastronomiebetrieben haben existenzielle Sorgen. So eine extreme Situation hat noch niemand erlebt. Für Selbständige und Kleinunternehmer kommt es in dieser Situation vor allem darauf an, „Cash“ zu haben, damit sie ihre fixen Ausgaben decken können, die laufen ja weiter. Gleichzeitig liegt der Umsatz bei vielen nahe Null. Nicht wenige fragen sich: Wie soll ich das noch länger durchstehen? Muss ich an meine privaten Ersparnisse rangehen? Darüber hinaus gibt es andere Fragen wie die nach Kurzarbeitergeld.

 

Und die staatlichen Hilfen?

Die laufen in Deutschland nach unserer Erfahrung sehr gut in der Zusammenarbeit aus Regierung, Behörden, Förderbanken und Geschäftsbanken. Die Beraterinnen und Berater der BW-Bank arbeiten in den Filialen und Homeoffices mit Hochdruck daran, die Fragen der Kunden zu beantworten und zu helfen.

 

Was macht diese Krise so einzigartig?

2009 ging die Krise von der Finanzwirtschaft aus. Jetzt sind nahezu alle Branchen massiv betroffen, ganz besonders natürlich der stationäre Einzelhandel, der Tourismus, der Messebau, die Gastronomie usw. Das Problem für Selbständige und kleinere Unternehmen ist, dass sie meistens nur geringe Reserven haben. Die Liquiditätshilfen des Staates und die Kreditprogramme, die über die Banken laufen, lindern die Not vorübergehend. Das würde aber anders aussehen, wenn die Krise sich in dieser Vehemenz über Monate hinzieht.

 

Gibt es noch Lücken bei den Hilfsprogrammen?

Aus unserer Sicht keine gravierenden mehr. Die jüngsten Maßnahmen der Regierung, die ja eine staatliche Deckung für Kredite bis 800.000 Euro vorsehen, haben eine wichtige Lücke geschlossen. Aber alle Hilfen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die negativen Folgen für die Wirtschaft gigantisch sind.

 

Wie gut sehen Sie die mittelständische geprägte Wirtschaft in Baden-Württemberg gerüstet?

Baden-Württemberg hat eine der leistungsstärksten und innovativsten Wirtschaftsstrukturen weltweit. Das zahlt sich auch in einer Krise wie der aktuellen aus. Darüber hinaus greifen viele Unternehmer auf die Erfahrungen aus der Finanzkrise zurück.

Sie sind deutlich wetterfester aufgestellt als noch vor 12 Jahren. Das gilt auch für die Banken. Klar aber ist: Vermutlich wird nicht jede einzelne Firma überleben. Dennoch bin ich überzeugt: Baden-Württemberg und ganz Deutschland werden die Krise mit vereinten Kräften meistern.

 

Wie gehen Sie persönlich mit einer Situation um, in der viele Mitarbeiter und Kunden von Zuhause aus arbeiten?

Natürlich ist das persönliche Gespräch von Mensch zu Mensch durch kaum etwas zu ersetzen. Aber jetzt, wo sich aus gutem Grunde eine gewisse physische Distanz gebietet, ist es einfach ein Glücksfall, dass uns die modernen Technologien zur Verfügung stehen – vom Telefon bis zu den Social Media und vom Webinar bis zur Videokonferenz. Wir nutzen diese Medien, um mit unseren Kunden zu kommunizieren und uns intern miteinander auszutauschen.

 

Was davon wird bleiben, wenn die aktuelle Krise eines Tages bewältigt ist?

Ich würde mich riesig freuen, wenn wir dann zurückschauen auf diese Wochen, ja vielleicht Monate und sagen können: Unsere Kunden reden immer noch darüber, wie wir uns eingesetzt haben für jeden einzelnen von ihnen. Manche empfehlen uns sogar von sich aus aktiv, weil wir ihnen in einer außergewöhnlich bewegten Marktphase die Sicherheit vermittelt haben, dass wir da sind, wenn sie uns brauchen. Und sie aus der Krise eine neue Gewissheit mitgenommen haben, wie wichtig es ist, einen Berater ihres Vertrauens an der Seite zu haben.

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