News


Mar 28

28. March 2022 von Mathis Engelmann | Nachhaltigkeit

Mehr Geld für umweltfreundliches Bauen

Auch bei Immobilien steht Nachhaltigkeit ganz oben auf der Agenda. Die staatliche Förderung wurde seit 1. Juli 2021 gebündelt. Was Finanzberater wissen müssen.

Laut einer Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) gehen rund 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen auf Gebäude zurück. Kein Wunder also, dass Immobilien eine zentrale Rolle spielen, wenn die Energiewende ein Erfolg werden soll. Das Bundesinnenministerium hat nachhaltiges Bauen als einen zentralen Baustein in der Strategie der Bundesregierung zur nachhaltigen Entwicklung definiert. Diese nationale Nachhaltigkeitsstrategie besteht übrigens bereits seit 2002. Und doch ist der Begriff der Nachhaltigkeit für die meisten immer noch schwammig.

Oft wird Nachhaltigkeit bei Gebäuden mit einem niedrigeren Energieverbrauch gleichgesetzt. Das ist wichtig, dennoch geht Nachhaltigkeit weiter. „Nachhaltiges Bauen“ umfasst viele Aspekte. Gemeint ist damit, nicht nur Umwelt und Ressourcen zu schützen, sondern auch Gesundheit und Kultur zu fördern und Kapital effizient einzusetzen. Neben den klassischen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit, nämlich Ökologie, Ökonomie und Soziales, werden beim nachhaltigen Bauen auch die technische Qualität und die Prozesse bewertet. Hinzu kommt die Auswahl des Standortes als Kriterien für die Nachhaltigkeit eines Gebäudes.

Staatliche Förderung – neu geregelt zum 1. Juli

Nachhaltiges Bauen wird vom Staat gefördert, teilweise mit viel Geld. Dabei war es bisher für den einzelnen Bauherrn, aber auch für Planer, oft schwierig, den Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten finanzieller Unterstützung zu behalten. Seit 1. Juli gilt nun sowohl für Wohngebäude als auch für Nichtwohngebäude die „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG). Sie soll die bisherigen Programme in einem vereinfachten und zeitgemäßen Angebot bündeln.

Für Björn Licht, Generalbevollmächtigter der Bausparkasse Mainz, ein richtiger Schritt: „Es ist wichtig, das Bewusstsein für nachhaltiges Bauen zu schärfen und zu zeigen, dass damit der Einzelne etwas bewirken kann. Dafür sind Fördermittel ein notwendiger Anreiz.“

Fördermittel können für einen Neubau oder für die Sanierung zum Effizienzhaus sowie einzelne energetische Maßnahmen beantragt werden. Auch die Baubegleitung wird gefördert. Dafür gibt es jeweils eine Kredit- und eine Investitionszuschuss-Variante. Wer kein Darlehen der KfW benötigt, kann also auch lediglich den Zuschuss beantragen, der direkt an den Bauherren oder Eigentümer ausgezahlt wird.

Was hat sich geändert?

Kurz gesagt: es gibt mehr Geld und zwar nicht nur für energetische Gesamtsanierungen, sondern auch für Einzelmaßnahmen in Bestandsgebäuden, die schrittweise umgesetzt werden. Dafür ist jedoch die Begleitung und Prüfung durch einen Gebäudeenergieberater erforderlich. Und die neue Förderung geht mit der Zeit: Jetzt gewährt der Staat auch für den sommerlichen Wärmeschutz Zuschüsse. Außerdem kann jeder Antragsteller die Bearbeitung seines Antrags online einsehen. Dabei werden Projekte wie folgt gefördert:

  • Die Förderhöhe bei Einzelmaßnahmen beträgt maximal 15.000 Euro, die förderfähigen Kosten liegen bei 60.000 Euro.
  • Die förderfähigen Kosten zum Effizienzhaus liegen bei 150.000 Euro. Je nach Effizienzhausstandard ist hier ein Zuschuss in Höhe von mehr als der Hälfte der investierten Kosten möglich. Beim neuen Standard Effizienzhaus 40 mit der EE-Klasse sind dies maximal 75.000 Euro.

Für die Planung und Baubegleitung durch einen Energieeffizienz-Experten können Häuslebauer bei anrechenbaren Kosten von bis zu 10.000 Euro einen Zuschuss von bis zu 5.000 Euro beantragen.

Im Zweifel den Profi fragen

Trotz der Vereinfachung der Fördermaßnahmen hält es Björn Licht als Finanzierungsprofi für ausgesprochen schwierig, genau zuordnen zu können, für wen und welches Vorhaben welche Förderung wirklich die passende ist: „Wir holen uns dafür Hilfestellung von den Profis, in unserem Fall von spezialisierten Beratern wie der Förderdatenbank Febis.“ Die würden auch über ein Netzwerk von Energieberatern verfügen. „Die Kunden müssten nur sagen, was sie planen und ihnen wird angezeigt, was es an möglichen Fördermitteln gibt, auch regional. Da möchte ich mir nicht anmaßen, den Überblick zu haben“, meint Licht. Zuständig für Zuschüsse einzelner Maßnahmen ist das Bundesamt für Wirtschaft und Außenkontrolle (BAFA). Die KfW wiederum nimmt die Anträge für die Kredite an. Sie bleibt auch für die Gesamtsanierungen zuständig, die Effizienzhaus-Förderung.

Dass noch kein richtiger Nachhaltigkeitsboom seitens der privaten Bauherren spürbar ist, liegt für Björn Licht nicht zuletzt am derzeit schwierigen Markt: „Wir sehen gerade relativ wenig Neubau, was mit den extrem gestiegenen Rohstoff- und Baukosten zu tun hat. Und der Markt für Bestandsimmobilien ist geradezu leergefegt.“ Angesichts des stagnierenden Neubaus sind gerade die energetischen Sanierungen jedoch ein relevanter Hebel für nachhaltigere Gebäude.

Beispiel Heizung

Der Austausch der Heizung ist bei Bestandsimmobilien einer der häufigsten Fälle für energetische Sanierungen. Wer seine alte Ölheizung gegen ein klimafreundlicheres Modell ersetzt, bekommt vom BAFA bis zu 45 Prozent der Investitionskosten erstattet, plus optional fünf Prozent für den iSFP. Da kommen auch bei einem Reihenhaus schnell mehrere Tausend Euro zusammen. Fördergelder gibt es aber nicht nur für den Austausch. Das BEG sieht beispielsweise bis zu 35 Prozent Zuschuss für Heizungen vor, die vollständig mit erneuerbaren Energien
betrieben werden. Reine Gasheizungen und neue Ölheizungen fördert der Staat dagegen überhaupt nicht mehr.

Zertifizierungen geben Sicherheit

Orientierung und damit mehr Sicherheit für die Bauherren geben Zertifizierungen, die einzelne Gebäudeteile oder das ganze Gebäude bewerten, aber auch die Materialien. Damit kann sich der Bauträger im Wettbewerb differenzieren. Und auch für den private Bauherren kann es sich lohnen, auf Zertifizierungen zu achten: sie bestätigen eine höhere Wohnqualität und niedrige Energiekosten und erleichtern so die Beantragung von Fördermitteln.

Sie können bei einem möglichen Wiederverkauf ein wertsteigernder Faktor sein. Der Immobilieninvestor sollte in jedem Fall darauf achten, ob Zertifizierungen vorliegen.

Mathis Engelmann

Mathis Engelmann ist selbstständiger Kommunikationsberater mit Schwerpunkt Finanzdienstleister. Nach dem Jurastudium begann seine berufliche Laufbahn zunächst beim Hörfunk und führte ihn dann zur Deutschen Bank in Frankfurt und später zur Münchner Privatbank Merck Finck. In dieser Zeit war er über ein Jahrzehnt lang als Leiter Marketing und Kommunikation tätig. Mathis beschäftigt sich neben den Themen rund ums Vermögen mit Fragen der gesellschaftlichen Veränderung und ihrer Kommunikation.