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Von Dr. Herbert Walter, 04. April 2019

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Jahrelang hat sich wenig getan, seit ein paar Monaten ist die Konsolidierung der Finanzbranche auch in Deutschland wieder ein Top-Thema. Deutsche Bank und Commerzbank prüfen noch. Bonnfinanz und JDC Group haben schon Nägel mit Köpfen gemacht.

So hat der französische Investor Blackfin Capital Partners gestern Abend bekannt geben lassen, dass die Übernahme der Bonnfinanz von der Zurich mittlerweile erfolgreich abgeschlossen wurde. In der letzten Woche hatte schon der Wiesbadener Finanzdienstleister JDC Group berichtet, dass er mit einem neuen Ankeraktionär einig geworden ist.

Blackfin Capital übernimmt Bonnfinanz von Zurich

Kai Wilhelm Franzmeyer, bei Blackfin für Deutschland, Österreich und Schweiz verantwortlich, schaut positiv nach vorne: „Wir sind überzeugt, dass der Markt für Finanzberatung in Deutschland sehr interessant ist.“

Weiter sagt er: „Als ein auf Wachstum spezialisierter Investor will Blackfin die sich bietenden Marktchancen wahrnehmen. Deshalb haben wir die Gelegenheit genutzt, mit der Bonnfinanz eine eingeführte Finanzberatungs-Marke zu übernehmen.“

Blackfin Capital Partners ist eine französische Private Equity- und Venture Capital-Firma mit Fokus auf Finanzdienstleister in Kontinentaleuropa. Finanziert werden z.B. Fintechs und Insurtechs. Als Zieladressen nennt Blackfin aber unter anderem auch Finanz-vertriebe oder die Vermögensverwaltung.

JDC Group jetzt mit kanadischem Ankeraktionär

JDC-Vorstandschef Dr. Sebastian Grabmaier: „Ich freue mich, dass wir die kanadische Great-West-Gruppe künftig als starken Partner an unserer Seite haben.“

Auch er sieht darin einen Schritt in die richtige Richtung: „Ich bin überzeugt, dass wir die Marktchancen der Zukunft gemeinsam besser nutzen können.“

Great-West Lifeco ist eine internationale Finanzdienstleistungsholding, die in Kanada, USA und Europa in den Bereichen Versicherung, Vorsorge und Vermögen tätig ist.

Die JDC Group bietet unter der Marke Jung, DMS & Cie die klassischen Maklerpool-Leistungen sowie andere AdvisorTech-Angebote. Die FiNUM-Marken konzentrieren sich auf unabhängige Finanzberatung (Advisory) in Deutschland und Österreich.

Ausländische Investoren suchen Zugang zu deutschen Beratern und Kunden

Bemerkenswert ist, dass es bei Bonnfinanz und JDC Group ausländische Investoren sind, die sich den Zugang zu Markt und Kunden in Deutschland sichern wollen.

Grabmaier zur Frage, wie es jetzt weitergehen wird: „Die Konsolidierung im deutschen Vertriebs- und Maklerpoolmarkt wird nun endlich Fahrt aufnehmen.“

„Dafür werden schon die vielen Millionen ausländischen Kapitals sorgen, die gerade in den deutschen Markt fließen.“

Wunschlos glücklich ist Grabmaier aber noch nicht: „Schade ist hierbei allerdings, dass die deutschen Marktteilnehmer die Chancen derzeit eher nicht sehen wollen und Investments lieber Investoren aus Frankreich, Kanada, Großbritannien, den USA, Abu Dhabi oder Japan überlassen.“

Blackfin Capital Partners, der neue Bonnfinanz-Eigner, investiert seine Investorengelder international und hat daher einen eher breiter Blickwinkel. Franzmeyer erläutert:

„Wir bei Blackfin bekommen jeden Monat 60 – 70 Transaktionsvorschläge von Unternehmen aus den Bereichen FinTech und InsurTech auf den Tisch. Damit sehen wir neue Entwicklungen früh und schärfen unseren Blick für das, was geht und was nicht.“

Mit Blick auf die eingeschränkte Konsolidierung des deutschen Finanzberater-Marktes diskutieren Marktteilnehmer Fragen wie diese:

• Steht der deutsche Finanzberatungsmarkt vor einer Übernahmewelle?
• Werden inländische Platzhirsche sich doch noch durchringen, die Konsolidierung zu treiben?
• Richten erfahrene Konsolidierer-Firmen, z.B. aus Großbritannien, ihr Auge künftig auch auf den deutschen Beratungsmarkt?

Die Konsolidierung des Finanzberater-Marktes ist anderswo viel weiter

Der Markt für unabhängige Finanzberatung spielt in Ländern wie Großbritannien eine größere Rolle als in Deutschland. Dort haben sich in den letzten Jahren einige Konsolidierer-Firmen etabliert.

Kleinere Beratungshäuser „in Serie“ zu übernehmen und zu integrieren, ist fester Bestandteil des Geschäftsmodells der Quilter Group. Der Konsolidierer hat heute bekannt gegeben, das Finanzberater-Netzwerk Lighthouse mit seinen 400 Beratern für 46 Millionen Pfund zu kaufen.

Sehr aktiv als Konsolidierer-Geschäftsmodell mit Fokus auf Finanzberatung unterwegs sind auch Haarwood und Sucession:

Die Harwood Wealth Management Group hat in den letzten 15 Jahren gut 70 Berater-Firmen gekauft, davon neun in 2018.

Die Succession Wealth Management Group bestritt seit 2014 mehr als 50 erfolgreiche Firmenübernahmen.

Ebenfalls durch eine Serie von Übernahmen stark gewachsen sind die AFH Financial Group, Fairstone und „1825“ als Teil von Standard Life Aberdeen Group.

Alle Konsolidierer-Firmen haben über Zeit eine profunde Kompetenz in der Auswahl und Eingliederung von Akquisitionskandidaten entwickelt.

Dass Zusammenschlüsse von Finanzdienstleistern Wert für die Aktionäre schaffen müssen, ist nichts Neues. Da Finanzberater – wie die Engländer sagen – „walking assets“ sind, ist es für die Akquisition von Beraterfirmen aber eben auch erfolgskritisch, dass Berater und Kunden nach Vollzug einer Transaktion zufrieden sind.

Bemerkenswert ist, dass sogar die britische Finanzaufsicht sich um die Zufriedenheit der übernommenen Kunden kümmert. Als sie das kürzlich wieder getan hat, zeigte sie sich nicht in allen Punkten glücklich.

Zu häufig hatte der Kunde nicht von der Übernahme durch einen größeren Finanzdienstleister profitiert. Die Aufsicht hat hier jedenfalls konkrete Nachbesserungen eingefordert.

 

Foto Dr. Herbert Walter

Dr. Herbert Walter ist Insider für Finanzdienstleistungen, Banken, Versicherungen und Vermögensverwaltung.

Heute: aktiver Gesellschafter bei WhoFinance, selbstständiger Berater und Aufsichtsrat / Beirat bei verschiedenen Unternehmen

Früher: Vorstandschef bei der Dresdner Bank AG, der Deutschen Bank Privat- und Geschäftskunden AG und der FMSA / SoFFin sowie Holdingvorstand der Allianz SE.

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